Welse sind rund um den Globus zu Hause. Dabei umfasst der Begriff eine Vielzahl an Fischen in jeder Größenordnung. In der biologischen Systematik werden diese als Welsartige (Siluriformes) bezeichnet.
Besondere Merkmale von Welsen
Auffällig ist, dass Welse keine Schuppen besitzen, es gibt aber eine Reihe von Arten (Familien), deren Körper mit Knochenplatten gepanzert ist. Charakteristisch sind zudem die Barteln rund um das Maul der Welse, die nicht nur zur Orientierung dienen, sondern auch Geschmacksknospen aufweisen. Die Mundöffnung zeigt zumeist nach unten, so dass die Tiere sehr gut Nahrung vom Grund aufnehmen können. Viele Welse sind außerdem mit Dornen vor den Brustflossen und der Rückenflosse ausgestattet, die sie vor Fressfeinden schützen sollen.
Welse sind von einem schweren Kopf und einer reduzierten Schwimmblase geprägt, so dass sie optimal dem Leben auf dem Grund eines Gewässers angepasst sind. Ein weiteres besonderes Merkmal vieler Welse ist, dass sie Sauerstoff nicht allein über die Kiemen aufnehmen können, da sie über eine sogenannte akzessorische Atmung verfügen: Schluckt ein Wels Luft, so nimmt er über den Darm zusätzlich Sauerstoff auf.
Der natürliche Lebensraum der Welse
Rund 3.800 Arten an Welsen, eingeteilt in mindestens 40 Familien, sind aktuell weltweit wissenschaftlich beschrieben. Es kommen aber jedes Jahr neue Arten hinzu und man geht aktuell davon aus, dass viele Tausend Welsarten noch nicht beschrieben und viele noch gar nicht entdeckt sind. Welse sind vor allem im Süßwasser heimisch, doch es gibt auch Arten, die in Küstengewässern leben. Die höchste Diversität besteht in Südamerika, gefolgt von Asien und Afrika, das bedeutet, dort kommen sehr viele unterschiedliche Arten vor. Die meisten davon leben in flachen Fließgewässern. Welse gehören aber auch zu den Fischen, die Höhlen für sich entdeckt und erfolgreich besiedelt haben.
Welse im Aquarium
Nicht alle Welsarten sind für die Aquarienhaltung geeignet. Einige Exemplare werden schlichtweg zu groß, wie etwa der bei uns heimische Europäische Wels (Silurus glanis), der durchaus stattliche 3 m lang werden kann. Deshalb ist es wichtig, sich vor der Anschaffung genau zu informieren, welche Länge das ausgewachsene Tier erreichen kann. Auch ist zu beachten, dass die meisten Welse dämmerungs- oder nachtaktiv sind. Doch es gibt auch tagaktive Exemplare, die gut beobachtet werden können.
Fürs Aquarium geeignete Arten
Besonders beliebt bei Aquarianern sind Welse aus tropischen Gebieten. Vorwiegend werden Süßwasserfische aus Amerika, Afrika und Asien gehalten.
Amerikanische Welse
Tropische Süßwasserwelse aus Mittel- und Südamerika liegen in der Beliebtheitsskala bei Aquarianern an der Spitze. Sechs Familien eignen sich besonders gut für die Haltung im Aquarium.
Harnischwelse und L-Welse
Die artenreichste Familie unter den Welsen umfasst derzeit knapp 1.000 beschriebene und geschätzt sicher nochmal ebenso viele Arten, die noch unbeschrieben sind. Die kleinsten Harnischwelse werden nur 3 cm groß, während andere Arten eine Länge von mehr als einem Meter erreichen können. Die L-Nummern, von der lateinischen Bezeichnung Loricariidae abgeleitet, wurden im Jahr 1988 in der DATZ eingeführt, um noch nicht beschriebene oder nicht eindeutig identifizierbare Arten zuordnen zu können. Heute ist das Angebot im Handel und bei heimischen Züchtern mit einer Vielzahl von Arten sehr reichhaltig, so dass der verantwortungsbewusste Aquarianer nicht mehr auf Wildfänge zurückgreifen muss. Dies gilt insbesondere auch für eine der beliebtesten Arten, den Zebraharnischwels (L46), der nicht nur durch den Bau des Belo Monte Staudamms (https://de.wikipedia.org/wiki/Belo-Monte-Wasserkraftwerk) betroffen ist, sondern auch durch den Fang für die Aquaristik als „vom Aussterben bedroht“ in der aktuellen Roten Liste geführt wird (Exporte aktuell nur illegal!).
Beliebte Harnisch- bzw. L-Welse fürs Aquarium
- Blauer Antennenwels (Ancistrus dolichopterus), L183
- Tapajos-Tiger (Peckoltia compta), L134
- Zebraharnischwels (Hypancistrus zebra), L 46
Schmerlenwelse
Schmerlenwelse sind durch einen schlanken, langgestreckten Körper charakterisiert. Für die Haltung im Aquarium eignet sich z. B. der rund 10 cm lang werdende Trichomycterus alternatus. Diese hübsche Art zeichnet sich dadurch aus, dass Männchen und Weibchen eine ganz unterschiedliche Färbung aufweisen.
Schwielen- und Panzerwelse
Schwielenwelse erreichen eine Größe von 7 bis 24 cm und leben meist als Einzelgänger. Dagegen sind Panzerwelse gesellige Tiere, die im Aquarium in einer größeren Gruppe gehalten werden sollten. Die meisten Arten werden nur 2 bis 8 cm groß, so dass Panzerwelse ideal für die Aquarienhaltung sind. Mit ihren Barteln durchwühlen sie den Sand nach Nahrung, weshalb Panzerwelse niemals mit grobem Kies, sondern bevorzugt mit feinem Sand als Bodensubstrat gehalten werden sollten.
Beliebte Panzerwelse fürs Aquarium
- Marmorierter Panzerwels (Corydoras paleatus)
- Metallpanzerwels (Corydoras aeneus)
- Sterbas Panzerwels (Corydoras sterbai)
Bratpfannen- und Banjowelse
Bratpfannen- und Banjowelse sind dämmerungs- und nachtaktive Fische, die sich während des Tages im Bodengrund vergraben (auch für diese Arten gilt, nur Sand als Bodensubstrat). Sie sind dank ihres Körperbaus und ihrer Färbung perfekt getarnt, so dass man im Aquarium schon einmal genau hinschauen muss, um sie zu finden.
Dornwelse und Falsche Dornwelse
Dornwelse und Falsche Dornwelse sind sich wegen ihrer weit vorn sitzenden Rückenflosse äußerlich ähnlich. Von den meist dämmerungs- oder nachtaktiven Fischen wird besonders der auffällig gefärbte Jaguardornwels (Liosomadoras oncinus) gerne im Aquarium gehalten.
Welse aus Asien
Zu den aus Asien stammenden Welsen, die sich für die Aquarienhaltung eignen, gehören der Glaswels (Kryptopterus minor), der Großmaulwels (Chaca chaca), der allerdings nur sehr bedingt zu vergesellschaften ist, sowie der zu den Schlankwelsen zählende Haiwels (Pangasius sutchi), der ausschließlich für Großaquarien geeignet ist. Der Indische Glaswels (Kryptopterus vitreolus) ist in seinem Bestand gefährdet, deshalb sollte ein verantwortungsbewusster Aquarianer vom Kauf dieser Art besser absehen, da es sich um Wildfänge handelt.
Afrikanische Welse
Neben amerikanischen und asiatischen Fischen sind außerdem auch aus Afrika stammende Welse für die Haltung im Aquarium erhältlich. Einer der beliebtesten Glaswelse fürs Aquarium ist der aus Nigeria stammende Schwalbenschwanz-Glaswels (Pareutropius buffei). Außerdem sind Fiederbartwelse für größere Becken gut geeignet, wie beispielsweise der Kuckucks-Fiederbartwels (Synodontis petricola).
Das richtige Futter für Welse
Die vielen unterschiedlichen Arten bei den Welsen machen es schwer, eine pauschale Aussage zum richtigen Futter zu treffen. In natürlicher Umgebung fressen Welse all das, was sie am Bodengrund finden: Algen, kleine Krebse, Mikroorganismen, Larven und Insekteneier. Welse sind meist omnivor (Allesfresser). Bei der Haltung im Aquarium bietet sich deshalb eine Kombination aus Lebendfutter, Frostfutter, pflanzlicher Kost und Trockenfutter an. Einige Harnischwelse benötigen zudem Wurzeln (z. B. Moorkienwurzeln) oder Holz- und Blattmaterial von diversen Pflanzen (vgl. NATURDO – Blätter, Rinden, Holz), von dem sie den sich dort entwickelnden Biofilm (Pilze, Algen, Bakterien) abraspeln.
Wels-Nachwuchs im Aquarium
Die optimalen Bedingungen zum Züchten von Welsen sind je nach Art individuell zu erfragen. Eine Gemeinsamkeit vieler Arten ist, dass sie Höhlen zum Ablaichen nutzen. Da viele Welse zudem Brutpflege betreiben, gestaltet sich deren Zucht einfacher als bei manch anderem Fisch. Wenn Sie ein Aquarium für die Welszucht einrichten möchten, sollten Sie den Fischen am besten ein ganzes Set an Laichhöhlen anbieten, so dass die Welse sich wohlfühlen und die Wahrscheinlichkeit auf eine erfolgreiche Nachzucht steigt. Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass es sinnvoll ist, zusätzlich zur gedachten Idealgröße der Höhle auch eine Nummer kleiner und eine größer anzubieten, denn „jeder Jeck ist anders“, und was dem einen gefällt, passt dem anderen u. U. gar nicht. Bei den L-Welsen übernimmt das Männchen die Pflege des Geleges.
Im besten Falle schafft es das alleine, aber manchmal muss man nachhelfen, will man den Nachwuchs tatsächlich großwerden sehen, dann z. B. wenn das Gelege aus der Höhle gespült oder aufgegeben wird. Oftmals hat das seinen Grund (Eier nicht „fit“ genug), aber häufig kommt es bei solchen verlorenen Gelegen unter künstlichen Aufzuchtbedingungen doch noch zu einem guten Schlupferfolg. Gerade bei selten nachgezogenen Arten lohnt sich der Einsatz eines Inkubators, um doch noch etwas zu retten. Mit einer verhältnismäßig günstigen Variante wie dem Egg Tumbler von Ziss ist schon so manches Gelege gerettet worden. Für den Betrieb des Ziss Inkubators benötigt man zusätzlich nur eine handelsübliche Membranpumpe. Deutlich einfacher in der Handhabung ist der australische „Porsche“ unter den Fisch-Inkubatoren, die Fry Factory. Hier können in 2 großen Sieben mindestens 2 Gelege gleichzeitig inkubiert werden.
Das Gerät wird mit Netzanschluss betrieben. Etwa ein Impuls je Minute sorgt für eine regelmäßige Bewegung des Geleges. Die Schlupfraten sind enorm hoch, und die einfache Handhabung macht es zu einem unkomplizierten Helfer bei ernstgemeinten Nachzuchtversuchen. Unbefruchtete oder verpilzte Eier können hier ganz einfach während des Betriebes entfernt werden.
Ist der Nachwuchs dann tatsächlich geschlüpft, sollten sie in einen geeigneten Aufzuchtbehälter überführt werden. Eine Aufzucht im elterlichen Becken ist zwar möglich, doch gestaltet sich das Füttern dann aufgrund der größeren Mitfresser deutlich schwieriger. Effektiver ist die Aufzucht in einem Aufzuchtbecken. Das kann ein eigenständiges kleines Aquarium sein, oder auch ein Einhängekasten, der im elterlichen Becken hängen kann.
In den ersten Tagen benötigen die Kleinen noch kein Futter, da sie zunächst den Dottersack aufbrauchen, den sie quasi als Proviant für die ersten Tage mitbekommen haben. Ist dieser aufgezehrt, sind als Aufzuchtfutter z. B. dekapsulierte Artemiaeier oder Bosmiden empfehlenswert, für pflanzenfressende Welse bietet sich Trockenfutter mit Spirulina an (z. B. SAK Spirulina), aber auch Walnussblätter, egal ob frisch oder getrocknet, sind ein hervorragendes Aufzuchtfutter für Jungwelse.
Bildquellen:
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